Regen? Das ist doch nichts Besonderes, denken Sie? Na denn, hören Sie mal ... Auf La Palma regnet es nie, oder wenn, dann aber richtig. Alles läuft, der Regen die Straßen runter, die Leute kopflos über dieselbe. Also Achtung! Überall erhöhte Unfallgefahr. Die Vorübereilenden tragen in den seltensten Fällen Regenjacken. Vom ostfriesischen Prinzip noch nichts gehört, das da heißt: es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Also rennt alles, wenn überhaupt geschützt, mit Regenschirmen durch die Gegend. Regen und Wind, die Schirme knicken um, Sie wissen schon ... grande Chaos. Es regnet waagerecht, auch das kennt man in anderen Teilen des Planeten kaum und glaubt es nicht, wenn man‘s nicht erlebt hat. Waagerecht! Der Regen dringt überall ein. In Fensterritzen, in vorhandene Leckstellen sowieso, weckt allerhand Aha-Erlebnisse in Richtung: Ach ja, diese Stelle wollte ich zu Trockenzeiten doch schon lange abgedichtet haben ... nun ja. Eimer aufgestellt, Fensterläden dichtgemacht, drinnen vor sich hin geschmollt und abgewartet und Tee getrunken. Oder so.
Regen, Regen, Regen. Bäche laufen die Straßen runter, sämtliche Arbeit erlahmt, die Schule fällt aus. Hausfrauen erliegen Herzinfarkten, weil die besten aller Ehemänner erholungsbedürftig, klitschnass und stöhnend die heimische Hütte erreichen und mit Dreckschuhen hurtig auf das fröhlich prasselnde Feuer zueilen, das die besten aller Hausfrauen entfacht haben, nachdem sie unter Aufbietung aller körpereigenen Kräfte einigermaßen trockenes Holz zusammengesammelt haben. Regen, Regen, Regen. Aber das ist ja nur die eine Seite der Medaille. Zig tausend Mitbewohner, schwarz, wurmig und offensichtlich nur mit Fortpflanzung beschäftigt, kriechen aus nicht ersichtlichen Ritzen, schleichen wie die Lemminge die Hausmauern rauf und runter und machen Vermietern das Leben schwer. Das stand nun wirklich nicht im Prospekt, und im Reisebüro hat man uns aber gesagt, hier sei es immer fünfundzwanzig Grad warm. Tja. Was die lieben Würmchen angeht, hat es doch tatsächlich ein pfiffiger Hühnerzüchter geschafft, die Tierchen seinen Hühnern schmackhaft zu machen. Das wäre des Rätsels Lösung gewesen, nur ... die Eier schmeckten leider genauso wie die Würmer rochen, nicht so gut eben. Also doch keine Lösung ... Rauskehren, ersäufen, verbrennen, irgendwas tun, auch die größte Tierliebe hat ihre Grenzen.
Regen, Regen, Regen. Die Autokarawanen schleichen wie zu besten Beerdigungszeiten, und auf der Serpentinenstraße fliegen einem die Steine um die Ohren. Der Barranco de las Angustias strömt, Wassermassen ergießen sich über die Straße in Puerto Tazacorte, in der Caldera reißen die Wassermassen Bäume und Sträucher mit sich, und wieder sind Wanderer trotzdem unterwegs. Alles wie jedes Jahr, wenn der Regen einsetzt und nicht aufhören will. Wenn sie eine Existenzgründung suchen, die Sparte Abwasserentsorgung, Hoch-und Tiefbau sucht noch mutige Unternehmer. Kein Gulli hält die Wassermassen auf, die Straßen werden zu Bächen, auf sonst so anmutigen Natursteinwegen nur noch riesige Seen, Vordächer mit Regenrinnen werden nur in anderen Teilen des Planeten vorsorglich installiert, hier läuft‘s und läuft‘s und läuft‘s. Regen, Regen, Regen. Und dann ..., wenn man so echt verzweifelt ist und sich fragt, ob man solch ein Wetter nicht auch in Deutschland hätte haben können, und es dann auch noch gemütlicher obendrein gehabt hätte ... gerade in solchen Momenten reißt dann der Himmel auf und man glaubt es nicht: strahlendstes Blau, alles sieht nur noch frisch gewaschen und gar nicht mehr bedrohlich aus. Und aus tiefstem Herzen entringt sich Ihnen der Seufzer mit einer Träne im Auge: mein Gott, ist diese Insel schön!