Und es steht ziemlich oft. Manchmal zu Hause, aber meistens, wenn ich unterwegs bin. In der heimlichen Hauptstadt des Westens zum Beispiel. Dort sind alle Ampeln so geschaltet, dass ein Überblick über sämtliche Schaufensterauslagen ohne Mühe vom „heilig‘s Blechle“ aus absolviert werden kann. Spätestens alle 50 Meter leuchtet es fröhlich rot — und der Verkehr steht. Zeit für einen Plausch mit den Autonachbarn. Da bewährt es sich, wenn Sie einen großen Bekanntenkreis haben. Vorzugsweise haben Sie auch noch einen Schattenplatz in der Schlange erwischt. Atmen Sie auf, aber nicht durch, wenn vor Ihnen einer dieser vor Alter ächzenden Pickups steht und seinen Dieselruß durch das Städtchen wabern lässt. Und lehnen Sie sich nicht zu weit aus dem Fenster — achten Sie auf fliegende Mopeds. Und vor allem (bitte verstehen Sie das richtig): Staus sind nicht etwa auf verkehrstechnische Fehlplanung zurückzuführen, sondern sind eine Möglichkeit, die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln. »Guck mal hier, ein neuer Laden. Schau mal, da gibt‘s Angebote. Halt mal an, da schauen wir mal rein«. Und der beste Ehemann aller Zeiten stellt nur nüchtern fest: »Wir stehen bereits, meine Liebe!«
Am besten, die einkaufswütige Ehefrau steigt schon mal aus, und Sie suchen sich einen Parkplatz. Nächstes Problem. Also Straßen rauf, Straßen runter. Wo ist die Lücke? Aber starren Sie nicht nur auf den rechten Fahrbahnrand, jetzt können Sie auch Schlangenlinienfahren üben, denn auf der Fahrbahn wird oft munter geparkt. Meistens mit laufendem Motor. Sie springen am besten schnell aus Ihrem Vehikel und stellen dem Störenfried den Motor ab. Mit rasanter Geschwindigkeit stürzt sich garantiert der Autobesitzer unter tosenden Schimpftiraden auf sein Gefährt, und jetzt bewährt sich endlich auch Ihr beharrliches Weigern, die Guanchensprache endlich zu lernen. Sie können schon bald danach weiter Ihre Kreise ziehen auf der Suche nach der optimalen Lücke. Zwischendurch denken Sie sehnsüchtig an den „park and ride“-Service in Hamburg oder Wanne-Eickel; selbst Aurich im finstersten Ostfriesland hat schon eine verkehrsberuhigte Innenstadt, verkehrsflussfreundliche Kreisverkehre und einen perfekt organisierten „park and ride“-Service.
Bevor Sie nun endgültig den Umzug nach Ostfriesland ins Auge fassen, finden Sie ganz sicher Ihren heißersehnten Parkplatz in Los Llanos. Wenn Sie jetzt noch problemlos aussteigen können, ohne dass Mopeds Ihnen die Fußnägel abrasieren, können Sie sich in aller Ruhe auf die Suche machen nach der besten aller Ehefrauen, die sich im Kaufrausch schon irgendwo verloren hat. Gott sei Dank sind Sie jetzt nicht in Hamburg, wo sollten Sie da auf die Schnelle Ihre Frau finden... Los Llanos ist überschaubar. Das war ja auch ein Grund, warum Sie in diesen Teil der Welt gezogen sind. Wenn Sie die allgemeine Verkehrssituation aufregt und Sie körperlich entsprechend fit sind, sollten Sie auch den Kauf eines Fahrrades überlegen. Allein schon wegen der Parkplätze. Bei etwaigen Überlegungen in Richtung Existenzgründung auf La Palma könnten Sie auch über eine Rikscha-Transport-Agentur oder einen Fahrrad-Kurierdienst nachdenken. Und eigentlich könnten Sie doch einfach auch viel mehr zu Fuß gehen, getreu dem Motto, das Sie schon kennen: mein Auto steht, so oft es geht.
